Andreas Büttner, bislang Landtagsabgeordneter für Die Linke, wurde am 19. Juni 2024 als Antisemitismusbeauftragter des Landes Brandenburg gewählt. In die Jubelrufe auf seine Wahl mischen sich aber Zweifel. Zumal er sich zuvor religiös als Mormone outete, wenn auch als nicht praktizierender.
Mit seinem Outing verband er wohl die Hoffnung, dass die Mormonen in der Öffentlichkeit als unverdächtige Gemeinschaft angesehen werden, was deren Verhältnis zu den Juden anbelangt. Tatsache ist aber: Die Mormonen sind keine offenen Antisemiten. Aber ihre philosemitische Grundhaltung verbirgt, dass es in der praktischen Ausübung ihres Glaubens Handlungen und Bekenntnisse gibt, die als antisemitisch bezeichnet werden können.
Die Mormonen betrachten sich als die Glaubensgemeinschaft, mit der eine Entwicklung ihren Abschluss fand, die mit dem monotheistischen Judentum begann und über das Christentum und den Islam weiterführte. Wie die Islamisten streben sie danach, die Menschen in „ihrem“ Glauben zu erlösen und sie „ihrer“ Gemeinschaft hinzuzufügen. Die weltweite Gemeinschaft der Mormonen trägt ähnliche Züge wie die Umma des Islam. Mit allen Mitteln wird versucht, die Menschen dort hineinzubringen, sie zu halten und mit Ächtung bzw. Tod (Islam) kann der Austritt aus derselben bestraft werden.
Wie die Islamisten agitieren die Mormonen öffentlich, aber auch in abgeschlossenen Kreisen. Ihre wahren Absichten bleiben dabei zumeist verborgen. Wie das Ziel der religiösen Unterwanderung der Mehrheitsgesellschaft bzw. die „Aufhebung“ der von „ihrem Glauben“ abweichenden Gottesbekenntnisse. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Judentum, dass die Mormonen gern in ihrer Gemeinschaft aufgehend sähen.
Doch die lebenden und ihren Glauben praktizierenden Juden haben mit den Mormonen nichts im Sinn. Also kamen Letztere auf die Idee, Juden, die sich nicht mehr wehren konnten, weil im Holocaust ermordet, per nachträglicher Taufe in die Gemeinschaft der Mormonen einzuverleiben. Was auch Antisemitismus ist!
Man stelle sich vor, Christen oder Atheisten werden nach ihrem Tod, weil möglicherweise ein Familienmitglied Muslim ist, zu Muslimen gemacht. Denn die Familie soll ja auch nach dem Tod vereint bleiben. Bislang sind solche Fälle nicht bekannt. Aber bis 2012 hätte man das in dem Umfang bei den Mormonen auch nicht für möglich gehalten.
Erste Tendenzen in diese Richtung hatte die jüdische Gemeinschaft bereits 2008 registriert. Und u.a. wie folgt kommentiert:
„Hier besteht wohl weiterhin verschärfter Diskussionsbedarf. Die Juden befinden sich dabei insofern im Nachteil, als sie bekanntlich nicht den Ehrgeiz haben, die ganze Welt jüdisch zu machen. Sie können also nicht neben der Klagemauer in Jerusalem ein symbolisches Riesenmesser aufhängen und sämtlichen Mormonen, die je die Erde bevölkert haben, mit der posthumen Beschneidung drohen.“ (Quelle)
Der in Kassel geborene und im Westen Deutschlands aufgewachsene Andreas Büttner hatte sich unter 34 zur Auswahl stehender Kandidaten als künftiger Antisemitismusbeauftragter durchgesetzt. Wie seine Vita zeigt, ist er ein ausgesprochenes politisches und religiöses Chamäleon – von der CDU wechselte er zur FDP und von dort zu den Linken.
Hatte die Auswahlkommission ihn befragt, wie er zur Zwangstaufe im Holocaust ermordeter Juden durch die Mormonen steht?
Vermutlich nicht, denn dann hätte er nicht ausgewählt werden dürfen. Aber in Brandenburg ist eben alles möglich. Hauptsache: Ziel erfüllt.
Antisemitismusbeauftragter – Vom „Sinn“ einer Funktion
Seit über 2ooo Jahren gibt es das monotheistische Judentum. Seit über 2000 Jahren werden die Juden verfolgt, gibt es den Antisemitismus. Freud und Leid im Leben der durch die Römer über die Welt verstreuten jüdischen Gemeinschaften hing immer von der Einstellung der Herrschenden zu ihnen ab. Waren sie ihnen behilflich, zum Beispiel als Geldverwalter, wurden sie geachtet. Stellte sich jedoch die Mehrheitsbevölkerung – aus welchen Gründen auch immer – gegen sie, fiel der Schutz weg und die Menschen wurden vertrieben oder den Pogromen des rasenden, oft organisierten Mobs ausgeliefert. Christen oder Muslime, die sich dem Mob mutig entgegenstellten, bezahlten dies mit ihrem Leben. Christen oder Muslime, die vor dem Pogrom vorgegeben hatten, Freunde der Juden zu sein, ließen diese im Stich und tauchten unter. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wirklich echte Partner der Juden sind jene, die nicht ständig damit hausieren gehen, in welchen projüdischen Projekten sie tätig waren oder sich engagieren.
2018 wurde auf Beschluss des Bundestages die Stelle des Antisemitismusbeauftragten des Bundes eingerichtet. In nacheilendem Gehorsam folgten die Bundesländer, die Generalstaatsanwaltschaften, die Polizei, die evangelischen Kirchen und die jüdischen Gemeinschaften.
Aufgabe des Beauftragten ist die Koordination der Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung von Antisemitismus. Er soll auch eine ständige Bund-Länder-Kommission mit Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Stellen koordinieren und zur Sensibilisierung der Gesellschaft für aktuelle und historische Formen des Antisemitismus durch Öffentlichkeitsarbeit sowie politische und kulturelle Bildung beitragen. (1)
Es ist eine Alibifunktion. Kein wirklicher Einfluss, lediglich Beratung. Eine neue Form der Herrschenden, den in ihrem Land lebenden Juden ihr Wohlwollen zu bekunden? Wenn es aber ernst wird oder einer einmal wieder ganz ernst werden sollte, stehen die Juden wie seit über 2000 Jahren allein da. Zudem: Erfüllt nicht allein schon die Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten den Tatbestand des Antisemitismus.
Die ständige direkte und indirekte Hervorhebung der Auserwähltheit der Menschen jüdischen Glaubens durch Nichtjuden schadet ihnen mehr, als es hilft. Wozu sind sie auserwählt? Seit dem Holocaust und dem 7. Oktober 2023 verstärkt als mögliche Antwort: Um umgebracht zu werden?
Antisemitismus lässt sich nicht bekämpfen, indem man ihn immer wieder auf allen politischen Ebenen und in den Medien thematisiert. Aufklärung vermag nur in geringem Maße die Menschen zu verändern. Gefragt ist, Gestaltung des normalen Lebens, in dem alle Menschen, auch die Juden, ihren normalen Platz haben.
Was ist Besonderes daran, wenn es in einer Stadt oder einem Ort eine Synagoge gibt? Gibt es Juden, haben sie das Recht auf ein eigenes – von ihnen finanziertes und geschaffenes Gotteshaus. Wie die Protestanten und die Katholiken.
Der Bau der Synagoge in Potsdam durch das Land Brandenburg und ihre Fremdverwaltung durch die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) ist eine gegen die Jüdische Gemeinschaft Potsdams gerichtete Entscheidung. Antisemitismus?
Zur Ausübung der Religion (!) haben auch Muslime das Recht auf ein eigenes Gotteshaus, wurde es von der örtlichen Gemeinschaft finanziert und und wird es von ihr getragen. Dient es zur Durchsetzung politischer Ziele eines fremden Staates, muss es umgehend geschlossen werden.
Warum muss es in einer Stadt oder einem Ort getrennte Schulen und andere Einrichtungen für jüdische Kinder geben? Sind die Juden gleichberechtigte Bürger des Staates, in dem sie leben, dann gelten für sie die gleichen Rechte und Pflichten. Lediglich für die religiöse Bildung, die eine Privatangelegenheit jedes Menschen ist, gibt es besondere Einrichtungen.
Warum separate jüdische Sportgemeinschaften? Als Reaktion auf die Verdrängung der Juden aus vielen Teilen des gesellschaftlichen Lebens, auch aus dem sportlichen, vor 1945, machten sie einen Sinn? Aber heute? Christen und Juden betreiben die gleichen Sportarten. Warum also separate jüdische Sportvereine? Integration sieht anders aus.
Warum ständige Betonung von Besonderheiten bei den Juden? Der Ausgangspunkt der Entwicklung des Judentums war als Teil der semitischen Stammes- und Sprachgemeinschaft.
Zu den Semiten zählen die Amharen, Tigrinya, Araber, Hyksos, Malteser, Minäer, Sabäer, Amoriter, Ammoniter, Akkader/Babylonier/Assyrer/Aramäer, Hebräer, Kanaaniter, Moabiter, Nabatäer, Phönizier und Samaritaner.
Deshalb sind sie mit den Arabern mehr verwandt, als mit den sich außerhalb der arabischen Halbinsel später entwickelnden Völkern. Durch ihre Vertreibung wurde ein Teil der semitischen Stämme Teil der Völker, unter denen sie zwangsweise leben mussten. Ihre Abschottung verhinderte aber eine Assimilierung, so dass äußere Erscheinungsmerkmale teilweise erhalten blieben. Wie übrigens auch bei den Arabern.
Durch ihre starke Vermischung seit über 1000 Jahren entstanden äußere Erscheinungsmerkmale bei den in Europa lebenden Menschen, dass keine eindeutige Zuordnung zu einer früheren Stammesangehörigkeit mehr möglich ist. Bei den Juden, glaubte und glaubt man, sei dies aber anders. Das ist nur teilweise richtig. Was auch die „Rassenexperten“ der NSDAP feststellen mussten, aber nicht offiziell zugaben.
Juden sind normale Bürger der Gemeinschaft, in der sie leben. Sie haben ein Recht darauf, auch so behandelt zu werden. Ihre Heraushebung aus der Normalität und die Betonung ihrer besonderen, schutzwürdigen Stellung gegenüber den anderen Teilen der Gesellschaft und der religiösen Gruppen ist Antisemitismus.
Juden sind Bürger des Staates, in dem sie leben. Sie sind keine Israelis oder als Bürger Israels zu behandeln. Mit Israel und seinen Bürgern verbindet die Juden der religiösen jüdischen Diaspora vor allem die gemeinsame Geschichte und der seit über 2000 Jahren in ihnen lebende Wunsch auf Gleichbehandlung unter den Völkern und durch die Menschen. Ob diese Menschen dem beherrschten Teil einer Gesellschaft angehören oder dem die Gesellschaft von oben herab beherrschenden.
Literaturhinweise zum besseren Verständnis der Geschichte des modernen Judentums in Deutschland vor 1945.