Die im Oktober 1990 in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) in Form von fünf neu gegründeten Bundesländern sowie Ostberlin aufgenommene DDR sollte nach nunmehr 34 Jahren eigentlich gleichberechtigter Bestandteil Deutschlands sein. Doch das ist nur sehr eingeschränkt der Fall. Wie konnte es auch anders sein: Dominiert doch generell die Mehrheit (die alten BRD-Bundesländer) die Minderheit (die “neuen” Bundesländer). Es ist die reine Zahl der Bevölkerung, aber auch das Kapital, was den Unterschied ausmacht und dazu führt, dass er noch weitere 30 Jahre so bestehen kann.
Ein Bereich, in dem die westdeutsche Dominanz sehr deutlich ist und sehr deutlich spürbar, sind die Medien. Sie bestimmen die Berichterstattung in den neuen Bundesländern und damit die Meinungsbildung. Logischerweise überwiegend mit westdeutscher Tendenz.
Land Brandenburg
Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ)
Märkische Oderzeitung (MOZ)
Lausitzer Rundschau (LR)
Die MAZ befindet sich im Besitz der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hannover. Die MOZ und die LR gehören der Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG, Ulm.
Mecklenburg-Vorpommern
Nordkurier
Ostsee-Zeitung
Schweriner Volkszeitung
Der Nordkurier und die Schweriner Volkszeitung sind im Eigentum der SV Gruppe – Schwäbischer Verlag GmbH & Co KG Drexler, Gessler – mit Sitz in Ravensburg. Die Ostsee-Zeitung gehört der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hannover.
Sachsen
Bild mit ihren regionalen Ausgaben
Dresdner Neueste Nachrichten
Freie Presse
Lausitzer Rundschau (LR)
Morgenpost Sachsen
Sächsische Zeitung
Serbske Nowiny
Torgauer Zeitung
Die Zeitung Freie Presse gehört der Medien Union GmbH Ludwigshafen. Die Lausitzer Rundschau gehört der Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG, Ulm. Die Morgenpost Sachsen und die Sächsische Zeitung sind zu 60 Prozent Eigentum von Bertelsmann, Gütersloh. Die Torgauer Zeitung wird von der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hannover kontrolliert. Die Dresdner Neueste Nachrichten wechselte per 1. Mai 2024 offiziell von der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hannover, in den Besitz der Verlegerfamilie Ernst Andreas Pfingsten aus Celle. Inhaltlich wird sie aber nach wie vor von Madsack beeinflusst.
Die einzige von einem ostdeutschen Verlag in Sachsen herausgegebene Zeitung ist Serbske Nowiny von der Domowina Verlag GmbH.
Sachsen-Anhalt
Altmark-Zeitung
Leipziger Volkszeitung
Mitteldeutsche Zeitung
Volksstimme
Die Altmark-Zeitung ist Eigentum der Ippen-Verlagsgruppe, München. Die Leipziger Volkszeitung gehört der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hannover. Die Mitteldeutsche Zeitung und die Volksstimme befinden sich im Besitz der Bauer Media Group, Hamburg.
Thüringen
Freies Wort
Ostthüringer Zeitung
Thüringer Allgemeine
Thüringische Landeszeitung
Die Zeitung Freies Wort gehört der Verlagsgruppe Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB), Coburg. Die Ostthüringer Zeitung, die Thüringer Allgemeine und die Thüringische Landeszeitung sind Eigentum der Funke Mediengruppe, Essen.
Westdeutsche Medienkonzerne kontrollieren die Meinungsbildung der Ostdeutschen. Sie entscheiden mit den in ihren Zeitungen veröffentlichten Beiträgen, was die Menschen in den neuen Bundesländern denken sollen. Sehr deutlich kommt das in den Kommentarspalten zum Ausdruck. Als Feigenblatt fungiert die Leserbriefseite, auf der vielfach die gleichen Namen auftauchen.
Stehen Ostdeutsche im Mittelpunkt größerer Beiträge, dann deshalb, weil sie “unsere Demokratie” verteidigen, sich gegen Rechts positionieren oder wenn sie zum Mittelpunkt medialer Treibjagden gemacht wurden.
Die Landesregierung Brandenburg unterstützt dies jährlich mit einem finanziellen Zuschuss von 1 Million Euro.
„Die Koalition hat die Förderung von Lokaljournalismus über die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) im Koalitionsvertrag vereinbart. 2021 stand über den Landeshaushalt der mabb eine Million Euro zur Verfügung – und die Nachfrage hat alle Erwartungen übertroffen. Deswegen freut es mich außerordentlich, dass es mit dem heutigen Änderungsantrag der Koalition gelungen ist, eine Halbierung der Fördermittel abzuwenden. So steht auch im nächsten Jahr wieder eine Million Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln können über den mabb-Medienrat neue Sendeformate lokaler TV- und Rundfunksender, Podcasts, crossmediale Reportagen, lokaljournalistische Blogs sowie Nachrichtenformate für das Smartphone unterstützt werden. Auch Printverlage können über die Förderung ihrer digitalen Angebote profitieren. Wie wichtig eine vielfältige Medienlandschaft in ländlichen Räumen ist, wurde gerade in der Pandemie deutlich. Eine unabhängige, kritische Berichterstattung ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich Bürger*innen vor Ort informieren und beteiligen können. Damit ist sie Fundament einer funktionierenden Demokratie.“ (Petra Budke, Bündnis90/Die Grünen)
Frau Budke sprach von “unabhängiger, kritischer Berichterstattung“. Sie wusste ganz genau, dass diese Aussage keinem Faktencheck standhalten würde. Sie wusste aber auch, dass die unabhängig und kritisch berichtenden Medien das nicht hinterfragen würden.
Nachrichtenagenturen
Die vorstehenden Zeitungen beziehen ihre überregionalen Nachrichten von Nachrichtenagenturen. Die Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG hat sich mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) eine eigene Agentur geschaffen. Die Funke-Mediengruppe tritt als selbstständiger Verbreiter überregionaler Nachrichten auf. Die Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG, Ulm bezieht einen großen Teil ihrer internationalen und überregionalen Nachrichten von großen Presseagenturen, wie dpa oder afp.
Berichterstattung
Der Hauptteil der in den neuen Bundesländern verkauften überregionalen Tageszeitungen, außer Serbske Nowiny, besteht aus Beiträgen, die von den an den Stammsitzen wirkenden Redaktionen erstellt werden. Bei der “Lausitzer Rundschau” (LR) ist das in den Tagesausgaben auf 16 Seiten der Fall. Für die regionalen Nachrichten ist auf vier Seiten Platz, wovon mindestens eine komplett wegen Werbung ausfällt. Die Lokalberichterstattung, z. B. “Cottbuser Rundschau”, muss mit vier Seiten auskommen. Wovon eine Termine und Kreuzworträtsel enthält.
Den auf Seite 2 der Hauptausgabe der LR zu lesenden Kommentaren merkt man an, wessen Interessen damit herübergebracht werden sollen. Unabhängiger Journalismus liest sich anders.