Gedruckte Zeitungen gab es bereits im 17. Jahrhundert. Die erste Zeitung soll die 1605 in Straßburg von dem Drucker Johann Carolus hergestellte Relation gewesen sein. Am Ende des 17. Jahrhunderts erschienen im deutschsprachigen Raum schon ca. 70 Zeitungen. Die erste Potsdamer Zeitung war 1735/36 der Potsdammischer Mercurius. Ab 1740 konnten sich die vermögenden und des Lesens kundigen Einwohner die Potsdammische Quintessentz als Zeitung halten.

Das ist nun schon 282 Jahre her. Der damals noch vorhandene Lokalbezug der Zeitungen ist heute weitgehend verschwunden. Die großen, das Land Brandenburg beherrschenden Lokalzeitungen befinden sich im Besitz großer Konzerne, die ihren Hauptsitz im Westen Deutschlands haben, dort den größten Teil ihrer Abonnenten, Leser und Werbekunden und sich diesen somit auch verpflichtet fühlen. Die ostdeutsche Leserschaft spielt da eine untergeordnete Rolle. Was sich auch im Inhalt wiederspiegelt.

Für das Halten einer Tageszeitung im Abonnement spricht, dass man zum Frühstück – vorausgesetzt sie wird vor um 5 Uhr ausgeliefert – ein Papierprodukt in den Händen hält. Dafür spricht auch, dass dieses Produkt – wenn auch nur auf der geringsten Zahl der Seiten – Nachrichten aus der näheren und weiteren lokalen Umgebung enthält.

Gegen das Halten einer Tageszeitung im Abonnement spricht schon allein der hohe Preis, der dafür gezahlt werden muss. Dabei erhalten die großen Presse- und anderen in Brandenburg tätigen Medienunternehmen für die Gewährleistung der Lokalberichterstattung Fördermittel aus dem Landeshaushalt. Dagegen spricht weiterhin, dass es andere Möglichkeiten gibt, über die man sich – was Nachrichten aus Deutschland und der Welt anbelangt – schneller und aktueller informieren kann. Dazu zählen der Bildtext von ARD und ZDF, die Nachrichtensendungen der Privatsender und das Internet. Dagegen spricht die aus dem Westen inhaltlich gesteuerte Berichterstattung im Hauptteil der Tageszeitungen. Sie werden in der Hauptzentrale als so genannte Mantelseiten produziert und müssen dann von allen zu dem Medienunternehmen gehörenden Zeitungen übernommen werden. Die Hauptbeiträge und Kommentare orientieren sich inhaltlich und hinsichtlich der Wertung an der Vorstellungswelt der westdeutschen Leserschaft, nur mit ganz geringen Ausnahmen auch mal an dem Erfahrungshorizont der Ostdeutschen.

Über das Internet ist man am schnellsten darüber informiert, was in der lokalen Umgebung passiert. Zahlreiche Zeitungen verlangen dafür aber Geld. Die Alternative sind unabhängig von den in Brandenburg die Meinungsbildung dominierenden Medien lokale Berichterstatter. Um ihre Wirkung zu vergrößern, wäre es aber erforderlich, diese Beiträge auf einem übergreifenden Portal zusammenzutragen und anzubieten. Das wäre dann echte – und wirklich unabhängige – Lokalberichterstattung! Die es auch verdienen würde, Fördermittel aus dem Landeshaushalt zu erhalten.

Doch das wäre dann wieder Basisdemokratie. Und diese ist, zumindest im Land Brandenburg, nicht erwünscht.

Diese Seite bietet sich all jenen an, die in die gleiche Richtung denken und über Aktivitäten berichten möchten, die in den offiziellen Medien nicht erscheinen und auch von der Politik der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Tatsache ist: Basisdemokratische Aktivitäten sind im Land Brandenburg wesentlich umfangreicher, als wie man das nach der Berichterstattung annehmen müsste.

Exkurs durch Potsdams Zeitungsgeschichte

Potsdammischer Mercurius

Das war die erste Potsdamer Tageszeitung, die erstmalig am 10. Dezember 1735 erschien. Ihr Herausgeber war der aus Tirol stammende einstige Servitenprediger Otto von Graben zum Stein. Die Zeitung wurde bis zum 31. März 1736 herausgegeben.

Otto von Graben zum Stein wurde in Tirol geboren und gehörte zunächst dem Serviten-Orden an. Später wirkte er als Feldprediger in Milazzo/Sizilien, wo er die Rechte des kaiserlichen Hofes gegenüber dem Papst verteidigte. Von der römischen Kirche verfolgt, ging Graben zum Stein zunächst nach Böhmen und später nach Leipzig. Hier gab er Unterricht in italienischer Sprache. Bereits 1729 war er als Herausgeber in Erscheinung getreten. Bis 1735 zeichnete er verantwortlich für das Journal Monathliche Unterredung von dem Reiche der Geister. Graben zum Stein liebte es auch, hinter Pseudonymen versteckt, seine Arbeiten zu publizieren. 1726 und 1727 nutzte er das Pseudonym „Bellamintes„, im Jahr 1728 “Critille”, 1729 die Pseudonyme “Andrenius” und “Pneumatophilus” In Preußen trat Otto von Graben zum Stein ab 1731 in Erscheinung. Als Königlicher Spaßmacher trat er 1731 in Berlin die Nachfolge von Fassmann an. Auf Befehl von Friedrich Wilhelm I. wurde er am 19. Januar 1732 Vizepräsident der „Königlich-Preußischen Sozietät“ in Berlin, die im Übrigen bis 1740 das Gehalt der Hofnarren zu zahlen hatte. Die Bestallungsurkunde als Nachfolger Gundlings und Faßmanns erhielt er im Tabakskollegium. Bis 1740 war er Vizepräsident der Berliner Akademie. Vor 1756 ist Otto von Graben zum Stein in Potsdam verstorben.

Potsdammische Quintessentz

Ab 14. Dezember 1740 herausgegeben, war sie eine Zeitung, die sich inhaltlich an dem seit dem 31. Mai 1740 regierenden neuen König Friedrich II. orientierte. Herausgeber der Wochenschrift soll ebenfalls Otto von Graben zum Stein gewesen sein.

Potsdamsches Wochenblatt

Erschien in wenigen Ausgaben im Jahr 1812.

Potsdamer Intelligenz-Blatt

Die erste Nummer der täglich erscheinenden Zeitung wurde ab dem 17. September 1850 herausgegeben. Redaktionsadresse war das Intelligenz-Comtoir, Bäckerstraße Nr. 9. Bereits 1842 hatte Adolf Wilhelm Hayn in Potsdam, Schockstraße 7 (heute: Hermann-Elflein-Str.), eine Zweigniederlassung seiner in Berlin ansässigen Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung eröffnet. Der Redakteur des Potsdamer-Intelligenz-Blatt hieß im Jahr 1853 Hecker. Eine Ausgabe des Intelligenz-Blattes bestand aus acht Seiten. Bereits zwei Wochen nach seinem ersten Erscheinen hatte das Potsdamer Intelligenz-Blatt 1.286 feste Abonnenten. Veröffentlicht wurden das ganze Wirtschaftsleben Potsdams widerspiegelnde Inserate, Tagesneueigkeiten, Marktpreise, Börsenkurse, Bekanntmachungen der Behörden, Bericht über die Stadtverordnetenversammlungen, Aufgebots- und Totenlisten, Eisenbahnfahrpläne, Kunstkritiken und die Spielpläne der Berliner Theater. Am 10. Dezember 1850 konnte Adolf Wilhelm Hayn einschätzen: “Der Erfolg unserer Unternehmung hat unsere Bestrebungen gerechtfertigt und gut geheißen. … Um unser Blatt so gemeinnützig, als möglich zu gestalten, werden wir das Opfer der Cautionsleistung (d.h. die Zahlung von Honoraren) nicht scheuen, um den Kreis lehrreicher, interessanter Besprechungen, die sich auch insbesondere auf alle städtischen Angelegenheiten beziehen werden, auszudehnen.” Fast 50 Jahre lang konnten die Potsdamer ihr Leib- und Magenblatt beziehen bzw. kaufen. Am 31. Dezember 1900 stellte die Zeitung ihr Erscheinen ein. In der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam sind die Ausgaben des Potsdamer Intelligenz-Blatt ab 1. Januar 1853 auf Mikrofilm, mit Lücken, vorhanden. Das Archiv der Zeitung wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet.

Potsdamer Tageszeitung

In der Druckerei A. W. Hayn’s Erben erschien ab dem 1. Januar 1901 die Potsdamer Tageszeitung. Eigentümer war zu diesem Zeitpunkt der Königlich-Preußische Kommerzienrat Curt Gerber (1855 – 1921). Curt Gerber orientierte das Unternehmen verstärkt auf Potsdam. 1899 verkaufte er das in seinem Haus bis dahin herausgegebene Berliner Intelligenzblatt, und ein Foto vom 2. Juni 1899 zeigt ihn gemeinsam mit dem Neubau des Potsdamer Betriebes und dieses wiederum im Schmuck eines gemalten Willkommensgrußes. Hans Wilde, der 1968 aus Anlaß seines 175-jährigen Jubiläums eine Chronik des Unternehmens schrieb, leitet daraus die Vermutung ab, “daß an diesem Tage das Berliner Redaktionskollegium nach Potsdam übersiedelte, um gemeinsam mit den alten Hasen vom Potsdamer Intelligenzblatt den weitaus höheren Anforderungen gerecht zu werden, die eine Tageszeitung an ihre Herausgeber stellt”. Am 24. Juli 1921 starb Curt Gerber. Nach seinem Tod übernahm Gerbers Sohn, Waldemar Gerber (1888 – 1968), die Leitung des Verlagshauses und damit auch die Aufsicht über die Potsdamer Tageszeitung. Im Jahr 1929 hatte sie eine Auflage von 23.000 Exemplaren und bezeichnete sich damit als “Größte Zeitung des Havellandes”. Die inhaltliche Orientierung der Potsdamer Tageszeitung kann als national-bürgerlich bzw. konservativ charakterisiert werden. Sie war ein “Familienblatt der gebildeten Stände”. Auch nach 1933 bleibt sie national-bürgerlich, jetzt als “Heimatzeitung für Stadt und Land”. Die Auflage stieg bis 1940 auf 40.000 Exemplare. Curt Gerber, so der Unternehmenschronist, soll sich auch schützend vor seine jüdischen Mitarbeiter gestellt haben und gab Personen die Möglichkeit zum Schreiben, denen vom nationalsozialistischen Regime Schreibverbot erteilt worden war. Unter Pseudonym publizierte so der spätere Bundespräsident, Theodor Heuss, nach 1940 für die Potsdamer Tageszeitung. Da seine Honorare nicht durch die Geschäftsbücher laufen durften, zahlte sie Gerber von seinem Privatkonto und ließ die Gelder privat überbringen.

Am 4. Februar 1945 fielen die Bomben auf das Verlagsgebäude von A. W. Hayn’s Erben in Berlin, Zimmerstraße 29. Der Berliner Betrieb wurde total ausgebombt. Wenige Wochen später zogen die Russen in Potsdam ein. Die Potsdamer Tageszeitung stellte ihr Erscheinen in Potsdam ein.

1946 wurde die Firma einem Sequester unterstellt. Waldemar Gerber wurde zugleich aufgefordert, seine Entnazifizierung zu beantragen. 1948 wurde er von den gegen ihren Denunziationen entlastet, die Sequestrierung aufgehoben. Das galt jedoch nur für Berlin. In Potsdam werden am 29. Februar 1948 Druckerei, Verlag, Buchhandlung, sämtliche Grundstücke und Gebäude, auch die privaten der Familie Gerber, enteignet und in Volkseigentum umgewandelt. Im November 1954 kommt – mit dem Erscheinungsort Speyer, gedruckt aber in Berlin – die Potsdamer Tageszeitung wieder heraus. Als ihr Herausgeber zeichnet Waldemar Gerber. Sie erschien zweimal im Monat und sollte „eine Brücke zwischen Potsdamern und Brandenburgern in Ost und West“ schlagen (W. Gerber). Ihr Erscheinen, so der Firmenchronist, wurde mit dem Mauerbau 1961 eingestellt.

Märkische Volksstimme (MV)

Am 18. April 1946 (?) entstand in Potsdam aus der Fusion der Parteizeitungen „Volkswille“ (KPD) und „Der Märker“ (SPD) die „Märkische Volksstimme“ (MV) als Organ der am 21. April 1946 aus der Vereinigung von KPD und SPD hervor gegangenen SED. Die erste Ausgabe der MV datiert jedoch schon vom 1. April 1946. Von 1952 bis 1989 erscheint sie als Organ der SED-Bezirksleitung für den Bezirk Potsdam. Den Namen „Märkische Volksstimme“ behält sie bis zum 2. Oktober 1990. Am 3. Oktober 1990 wurde die MV in „Märkische Allgemeine“ umbenannt.

Die Tagespost

Zeitung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), im Verlag Steiner und Linke in Potsdam ab 1946 in deutscher Sprache herausgegeben. Erscheinen eingestellt am 30. März 1951.

Brandenburgische Neueste Nachrichten (BNN)

Die erste Ausgabe der Zeitung „Brandenburgische Neueste Nachrichten“ (BNN) erschien 1951, als Organ der DDR-Blockpartei NDPD für das Land Brandenburg, bzw. die späteren Bezirke Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus. Den Namen „Brandenburgische Neueste Nachrichten trug sie bis zum 12. Juli 1991. Ab dem 13. Juli 1991 erschien sie unter dem Titel „Potsdamer Neueste Nachrichten“ (PNN).

Literatur zur Pressegeschichte in Potsdam

Seligo: Über die ”Potsdammische Quintessentz. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Bd. 3 (1867), S. 303-334 Seligo: Potsdammischer Mercurius. In Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams, Bd. 4 (1869), S. 352-364 Kania, Hans: Aus vergangenen Tagen der Potsdamer Presse (Potsdamsches Wochenblatt 1812). In: Potsdamer Jahresschau 1930, S. 19-25

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